Unser Selbstverständnis im Projekt CleaRNetworking:
SYSTEMATIK: Schulische Radikalisierungsprävention ist dann am erfolgversprechendsten, wenn sie systematisch betrieben wird. Unkoordiniertes Vorgehen birgt diverse Gefahren. Klare Zuständigkeiten und Routinen erleichtern die Arbeit.
DIE BEDÜRFNIS-BRILLE: Wir halten das Aufbauen und Pflegen einer Beziehung zu Schüler:innen für einen zentralen Schlüssel erfolgreicher Radikalisierungsprävention. Unser Ansatz im Projekt CleaRNetworking strebt nach aufwändiger und gleichzeitig ertragreicher pädagogischer Arbeit statt Sanktionen, Restriktion und Härte. Wir verstehen Radikalisierung als Reaktion der sich Radikalisierenden und bemühen uns herauszufinden, worauf sie reagieren. Radikalisierungsprävention kann durch eine Bedürfnis-Brille betrachtet werden. Schüler:innen haben Grundbedürfnisse (Anerkennung, Selbstwirksamkeit, Zugehörigkeit, etc.), die durch Radikalisierung erfüllt werden können. Werden diese nicht erfüllt, kann dies die Anfälligkeit für radikale Ideologien erhöhen.Dieser Ansatz kann helfen, eine nicht-urteilende Haltung einzunehmen.
WEITE MEINUNGSFREIHEIT: Wir verstehen unter grundgesetzlicher Freiheit nicht nur die Freiheit, eigene Überzeugungen und Traditionen auszuleben, sondern auch die Freiheit, in einer pluralistischen Gesellschaft unterschiedliche Ansichten, Verhaltensweisen und Äußerungen anzuerkennen, selbst – und gerade wenn diese nicht mit den eigenen kulturellen oder persönlichen Werten übereinstimmen. Das Grundgesetz schützt ausdrücklich auch die Rechte derjenigen, deren Meinungen, Handlungen oder Ausdrucksformen fundamental von der Mehrheit oder dem eigenen Weltbild abweichen.
RESSOURCEN: Wir bemühen uns, individuelle Ressourcen von Jugendlichen zu identifizieren. Religion beispielsweise kann zu Konflikten führen, kann aber auch eine große Ressource sein. Sie aus dem schulischen Raum zurückzudrängen, halten wir für schädlich, weil sie im Leben vieler Schüler:innen wichtige Funktionen erfüllt. Wenn wir die Lebensrealitäten von Schüler:innen ernst nehmen wollen, sollten wir legitime Räume schaffen, um über Religion offen sprechen und sie auch ausleben zu können.
EKENNTNIS: Wir verstehen Demokratieförderung und Radikalisierungsprävention nicht als Zusatz, sondern als Teil schulischer Verantwortung. Neutralität heißt für uns nicht, dass schulisches Personal sich nicht positionieren dürfte. Vielmehr darf und soll schulisches Personal Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie als Teil des Bildungsauftrags klar vertreten.