In der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule gab es am 9. November, dem 83. Gedenktag an die sogenannte „Reichspogromnacht“, einen Aktionstag gegen Rechtsextremismus.
Den Auftakt bildete eine durch die Jahrgänge 9 und 10 gut besuchte Lesung von und mit dem Comiczeichner und Autor Nils Oskamp aus seiner Graphic Novel „Drei Steine“. In dieser kreativen Form verarbeitete er seine eigene Jugend in Dortmund, wo er in den 1980er-Jahren Opfer rechter Gewalt wurde. Während der Lesung war es bemerkenswert still, alle hörten konzentriert den Schilderungen zu. Anschließend folgten viele sehr interessierte Fragen zu dem Comic selbst, Nils Oskamps Arbeit als Comiczeichner und seinem Engagement gegen Rechtsextreme. Danach schloss sich ein für die Klasse 9a noch ein Comic-Workshop an, bei dem die Schülerinnen und Schüler mit einigen Grundlagen des Comiczeichnens vertraut gemacht wurden. Am Ende stand das erste eigene Bild, oft mit einer rassistischen Beleidigung und einem schlagfertigen Konter. Die Klassenlehrerin war begeistert: „Der Workshop war sehr gut. Vielen Dank für das tolle Angebot“. Abschließend konnten sich interessierte Lehrerinnen und Lehrer über das Thema „Einsatz von Graphic Novels im Unterricht“ informieren.
In ihrem Grußwort dankte die Schulleiterin Dorothee Seifert allen Kooperationspartnern, vor allem dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus / Schule mit Courage“, dem die Schule bereits seit dem Jahr 2001 angehört. Zudem dankte sie der Bundeszentrale für politische Bildung, die die Schule durch die Förderung des Projekts „Gemeinsam und solidarisch gegen Extremismus (CleaRTeaching)“ unterstützt. Besonderer Dank gelte dem Förderverein der Schule für die Finanzierung der Veranstaltung. Seit der Erstveröffentlichung von „Drei Steine“ im Jahr 2016 hat Nils Oskamp über 220 Lesungen abgehalten und damit über 26.000 Menschen erreicht. Mehr Informationen zum Comic und dem pädagogischen Begleitprogramm finden sich auf der Webseite: www.dreisteine.com
Zum Hintergrund: Vor genau 83 Jahren zogen viele Anhänger und Parteimitglieder der NSDAP durch die Straßen. Sie zerstörten jüdische Geschäfte und Wohnungen und raubten sie aus. Zudem zündeten sie mehr als 2.000 Synagogen an. Auch in Bonn wurden fünf Synagogen in Brand gesteckt. Die Feuerwehr durfte wie überall im Deutschen Reich, nur darauf achten, dass die Flammen nicht auf benachbarte Gebäude übergreifen. An der Löschung der Synagogen selbst wurden sie durch die Polizei und die Sturmabteilung (SA) gehindert. 30.000 vor allem männliche Juden, wurden in den folgenden Tagen in „Schutzhaft genommen“ und in Konzentrationslager verbracht. 91 Menschen sollen nach offiziellen Angaben während der Reichspogromnacht zu Tode gekommen sein. Die tatsächlichen Todeszahlen werden durch Historiker heute mit 1.300 bis 1.500 deutlich höher beziffert. Daher wird die Nacht heute nicht mehr von der „Reichskristallnacht“ genannt, da dieser Begriff die Aufmerksamkeit eher auf die zerschlagenen Fenster und andere Sachbeschädigungen lenkt. Heute spricht man von der „Reichspogromnacht“ oder den „Novemberpogromen“, die sich in einigen Städten noch bis zum 13. November zogen.
An der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule (ESG) wurde dieser Aktionstag organisiert durch den Präventionsbeauftragten Jan-Hendrik Weinhold-Flum im Rahmen des Projekts „CleaRTeaching“. Dieses Projekt wird in Trägerschaft der Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V. (AGB) durchgeführt und durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gefördert. Hier weitere Infos: www.clearing-schule.de (Verfasser: Jan-Hendrik Weinhold-Flum)