Am 27. August 2025 veranstaltete das Projekt CleaRNetworking im Lidice-Haus Bremen ein Netzwerktreffen für unser schulisches Personal aus dem Land Bremen. Eingeladen waren auch das Kompetenzzentrum für Deradikalisierung und Extremismusprävention im Land Bremen (KODEX) sowie das Landesinstitut für Schule (LIS), die sich und ihre Angebote im Feld schulischer Radikalisierungsprävention vorstellten. Das Lidice-Haus als außerschulischer Lernort der politischen Jugendbildung in Bremen setzt sich ein für eine solidarische, gerechte und vielfältige Gesellschaft. Rund 20 Personen aus dem Bremer CleaRNetwork nahmen trotz eines regulären Schultages teil – ein deutliches Zeichen für das große Engagement der Teilnehmenden.
Auftakt und Vorstellungsrunde
Nach der Begrüßung begann die Veranstaltung mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Jede Person nannte dabei eine persönliche Stärke. Das Spektrum reichte von Ehrgeiz, Multiperspektivität und Zuhören über Hartnäckigkeit, Empathie und Geduld bis hin zu Ambitioniertheit, schnellem Lesen, strukturiertem Denken, Anpassungsfähigkeit, Strukturiertheit, Ruhe bewahren und Selbstkritik. Die Vielfalt dieser Fähigkeiten zeigt eindrücklich, welches Potenzial im Netzwerk steckt.
Themenentwicklung im BarCamp-Format
Im Anschluss an eine Einführung und das gemeinsame Mittagessen startete die Themenentwicklung.
Die Grundidee:
„Bei unserem BarCamp wird das Programm im Vorfeld nicht festgelegt, sondern entsteht während der Veranstaltung aus euren Fragen, Ideen und Anliegen. Alle sind eingeladen, die eigenen Erfahrungen aus Bremen, das eigene Wissen und die eigenen Kompetenzen einzubringen. Idealerweise werden Initiativen und Projekte entwickelt, die ihr über das Netzwerktreffen hinaus mitnehmt.“
Die Teilnehmenden bildeten vier Gruppen und arbeiteten selbstorganisiert an ihren Themen. In der anschließenden Plenumsrunde wurden die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.
- Kollegium sensibilisieren
Zwei Schulen taten sich zusammen und planen eine Kooperation. Ziel ist es, Kollegien für die Bedeutung des Beziehungsaufbaus zu Schüler:innen zu sensibilisieren – ein essenzieller Teil des Clearing-Ansatzes. Geplant sind eine Handreichung, unterstützende Materialien sowie die Nutzung von Elternabenden zur Information.
- SOS-Gruppe
Die Idee einer schulübergreifenden Ansprechgruppe wurde diskutiert: Eine Art „Notfallteam“, das im Falle eines Radikalisierungsverdachts kurzfristig für digitale Fallberatung zur Verfügung steht. Als mögliche Plattformen wurden das Lernmanagementsystem „itslearning“ (Bremen) und das bundesweite Discord-Netzwerk CleaRNetworking genannt. Während manche die Idee befürworteten, gaben andere zu bedenken, dass sie im Ernstfall zunächst eher intern oder mit externer Expertise arbeiten würden. Grundsätzlich wurde jedoch der Mehrwert einer solchen Vernetzungsstruktur anerkannt.
- Demokratie-Tag
Da alle Schulen in Bremen verpflichtet sind, einen Demokratie-Tag auszurichten, wurde die Idee eines gemeinsamen Ideen-Pools entwickelt. Über „itslearning“ oder Discord könnten Vorschläge, Materialien und Konzepte gesammelt werden, damit Schulen voneinander profitieren. Besonders wichtig war den Teilnehmenden, auch Schüler:innen aktiv einzubeziehen – Partizipation als zentrales Prinzip des Clearing-Ansatzes.
- Notfallordner
In einem bestehenden Notfallordner wird das Clearing-Verfahren zwar erwähnt, ist jedoch für Unerfahrene schwer verständlich. Mit der anwesenden LIS-Vertretung wurde daher der Kontakt hergestellt, um eine Überarbeitung anzustoßen, sodass der Ordner auch für Kolleg:innen ohne Vorkenntnisse nutzbar wird.
Beiträge von KODEX und LIS
KODEX
KODEX ist im Land Bremen Ansprechpartner bei sicherheitsrelevanten Fällen von Radikalisierung. Die Schwerpunkte der Beratung liegen in den Bereichen religiös begründete Radikalisierung, Rechtsextremismus sowie in den Szenen der sogenannten Delegitimierer – also Personen, die der Reichsbürgerbewegung, dem Milieu der Querdenker:innen und vergleichbaren Verschwörungsglauben anhängen. Gemeinsam mit behördlichen und zivilgesellschaftlichen Partnern unterstützt KODEX Betroffene und ihr Umfeld.
Ein wichtiges Angebot sind Fallberatungen, die in einem vertraulichen Rahmen stattfinden können, da KODEX nicht dem Legalitätsprinzip unterliegt. Dadurch erhalten Schulen und schulisches Personal eine niedrigschwellige Möglichkeit, sich im Bedarfsfall schnell Unterstützung zu holen.
Darüber hinaus beteiligt sich KODEX an Fachbeiratssitzungen. Diese können zukünftig auch unserem schulischen Personal aus Bremen einen geschützten Raum bieten, um Erfahrungen aus der Praxis einzubringen, gemeinsam mit anderen Akteur:innen zu reflektieren und die Arbeit mit dem Clearing-Ansatz weiterzuentwickeln.
LIS
Das Landesinstitut für Schule (LIS) in Bremen versteht sich als zentrale Anlaufstelle für schulisches Personal und Schulleitungen. Es bietet vielfältige Möglichkeiten zur Vernetzung, stellt Informationen bereit und organisiert Fortbildungen im Themenfeld der schulischen Radikalisierungsprävention. Dabei gibt es Gestaltungsspielräume für das schulische Personal aus dem CleaRNetwork. Veranstaltungen müssen grundsätzlich offen für alle sein, können jedoch auch direkt an einzelnen Schulen stattfinden.
Innerhalb des LIS ist das Kompetenzzentrum für Interkulturalität in der Schule (Kom.In) verortet. Dieses unterstützt mit Beratungs- und Fortbildungsangeboten insbesondere Schulleitungen und pädagogisches Personal an Bremer Schulen. Träger ist das Landesinstitut für Schule (LIS), das eine Dienststelle des Geschäftsbereichs der Senatorin für Kinder und Bildung der Freien Hansestadt Bremen darstellt.
Perspektiven und Ausblick
Die Förderung des Projekts CleaRNetworking läuft, Stand heute,Ende 2025 aus. Um die Vernetzungsstrukturen in Bremen nachhaltig zu sichern, laufen Gespräche zwischen KODEX, LIS und CleaRNetworking. Ziel ist es, das Netzwerk auch im Falle eines Endes der Bundesförderung weiterzuführen und die Vernetzung zwischen dem schulischen Personal aus Bremen und den Präventionsakteur:innen vor Ort zu stärken.
Das Netzwerktreffen zeigte erneut eindrucksvoll, wie engagiert und kreativ das schulische Personal im Land Bremen an der Weiterentwicklung von Strukturen zur Radikalisierungsprävention arbeitet. Das Treffen bot nicht nur Raum für Austausch, sondern legte den Grundstein für nachhaltige Kooperationen im Bremer Netzwerk.
„Nicht jeder Schule muss das Rad neu erfinden“ – Netzwerktreffen Bremen, 27.08.25