Am Montag, 12.06.2023 nahm die Projektleitung CleaRNetworking am Deutschen Präventionstag 2023 in Mannheim teil. „Der Deutsche Präventionstag ist der weltweit größte Jahreskongress speziell für das Arbeitsgebiet der Gewalt- und Kriminalprävention sowie angrenzender Präventionsbereiche. Er bietet eine internationale Plattform zum interdisziplinären Informations- und Erfahrungsaustausch in der Prävention. Seit 1995 wird der jährliche Kongress in verschiedenen deutschen Städten veranstaltet. Träger der Deutschen Präventionstage ist die „DPT – Deutscher Präventionstag gemeinnützige Gesellschaft mbH“, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS).“ (Webseite Deutscher Präventionstag) Mehr als 150 Organisationen und Institutionen haben während der gesamten Veranstaltung auf den Foyers Aktuelles aus ihrer Arbeit und präsentiert und standen für Gespräche zur Verfügung.

So wurde etwa mit Dominique Facciorusso von der EU-Initiative Klicksafe über den Einfluss von Algorithmen im Lebensalltag junger Nutzer:innen diskutiert. Klicksafe bietet zahlreiche Angebote zur Schulung von medienkompetenz. Algorithmen bestimmen den digitale Konsum (junger) Nutzer:innen. So werden etwa auf Netflix Filmvorschläge aufbauend auf dem bisherigen Konsumverhalten erteilt oder auf Amazon Kaufvorschläge. Die meistgenutzten Apps junger Nutzer:innen sind soziale Medien wie beispielsweise What’s-App, aber auch TikTok und weitere. In diesen wird teilweise gezielt Desinformation gestreut. Die fortschreitende Entwicklung von künstlicher Intelligenz beschleunigt diesen Prozess. KI kann inzwischen auch Stimmen simulieren und so etwa durch Videomaterial den Eindruck erwecken, eine (politische) Person hätte etwas gesagt, was sie nie gesagt hat. Diese Entwicklungen führen zur Notwendigkeit, kritisches Denken gerade bei jungen Nutzer:innen zu fördern, Funktionsweisen zu erklären, Quellenkritik zu lehren und Desinformations- und Meinungsbildungskompetenz zu schulen und Fakten checken zu lernen. Klicksafe entwirft dafür auch Unterrichtsmaterial. Dieses gilt es zu nutzen, um Radikalisierungsprozessen präventiv entgegenzuwirken.

Daraufhin ging es weiter zu einem Beitrag zu Intimiziden: Trennungen als Auslöser für Gewalteskalationen von Prof. Dr. Thomas Görgen, Stefanie Horn und Dr. Catharina Vogt. Jeden dritten Tag kommt es in Deutschland zu einem Intimizid. Thematisiert wurden auch körperliche, sexuelle, psychische wie auch wirtschaftliche Gewalt innerhalb der Familie. Die Opfer von Intimiziden sind zu 80% weiblich. Zu 70% der Intimizide kommt es im Trennungskontext, weil dieser häufig mit dem Verlust der sozialen Gruppe, des Sorgerechts, des Wohnsitzes, des Aufenthalts, des Einkommens, der Identität, des Status, der Würde oder dem Ruf einhergeht. Die Referierenden wiesen darauf hin, dass vor solchen Taten häufig sogenanntes Leaking auftritt, das auf die anstehende Tat hindeutet; etwa durch frühere häusliche Gewalt, durch Gewaltandrohungen oder Berichte über die Planung solcher Taten. Als Angehörige der Deutschen Hochschule der Polizei arbeiten die Referierenden daran, solche Leakings für die Polizei abgreif- und nutzbar zu machen.

Communities That Care (CTC) ist laut eigener Webseite eine präventive Langzeitstrategie, die die Zusammenarbeit zwischen Behörden, Organisationen und Bewohnern eines Stadtteils oder einer Gemeinde im Bereich der Prävention gegen Gewalt, Schulabbrüche, psychische Probleme, Alkohol oder Drogen verbessern will. CTC klärt die Bereitschaft zur Kooperation bei kommunalen Akteur:innen ab, dockt dann idealerweise an vorhandene Strukturen an, ermittelt Bedarfe, entscheidet sich für spezifische Präventionsfaktoren, erstellt Handlungskonzepte und evaluiert das eigene Vorgehen. CTC schult Landesmultiplikator:innen, die die erworbenen Kompetenzen in ihre kommunale Arbeit einbringen. CTC begleitet daraufhin die jeweiligen Standorte, um Präventionsstrukturen zu festigen.

Außerdem sprach noch Stefan Lenz über kommunale Jugendbeteiligung als Schlüssel zur (Radikalisierungs)prävention. In einem Workshop, geleitet von Aysenur Aydin, Leiterin der Fachstelle PREvent!on – Prävention von religiös begründetem Extremismus, ging es außerdem noch um Denkmuster salafistischer und christlicher Radikalisierung.

Am 13.06.2023 konnte die Projektleitung leider nicht weiter teilnehmen, weil das dritte Modul unserer CleaRNetworking-Weiterbildung in Nürnberg anstand. Die Abreise wurde mit zahlreichen neuen Erkenntnissen und Kontakten angetreten.