Am 18.09.2023 fand eine inhaltlich ausgerichtete digitale CleaRNetworking-Netzwerkveranstaltung statt. Die Veranstaltung ist Teil einer Reihe, die sich den Bedarfen des Netzwerkes widmet. Diese Veranstaltungen sollen möglichst auf Augenhöhe stattfinden; alle sollen von der Expertise der Anderen profitieren. Als begleitende Expertin dabei war Dr. Gabi Elverich. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde widmete sich die Runde dem thematischen Schwerpunkt Schule und Möglichkeiten ihrer Veränderung. Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang über schulpraktische Hürden, das Veränderungspotenzial des Kosmos Schule, Wege und Strategien, Veränderung anzustoßen, Schulleitungen und Kolleg:innen mitnehmen und neue Ideen umzusetzen. Zunächst hielt Elverich einen kurzen Impulsvortrag und ging dabei auf unterschiedliche Hindernisse für Veränderung an Schulen ein. So ist etwa Unterricht das Kerngeschäft an Schulen und nimmt großen zeitlichen Raum ein, während Lehrkräfte für Schulentwicklung kaum ausgebildet werden. Grundsätzlich sind Rahmenbedingungen häufig insofern restriktiv, als Schule als autoritärer Raum gelten kann, in dem viel vorgegeben wird. Schulisches Personal arbeitet häufig an der Belastungsgrenze. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Schulen sich derart voneinander unterscheiden, etwa was ihr Schulgesetz, das Kollegium oder die Zusammensetzung ihrer Schüler:innenschaft angeht, dass es lange dauert, bis man als schulisches Personal den Mikrokosmos der eigenen Schule versteht, um ihn verändern zu können. Herausforderungen bestehen darüber hinaus in themenbezogenen Widerständen, fehlenden Reflexionsräumen, starren Hierarchien und ganz allgemein im Mangelsystem Schule. Das soll jedoch nicht ernüchtern. Vielmehr ist es wichtig, sich dessen bewusst zu sein, die eigenen Erwartungen an sich selbst entsprechend auszurichten und sich über kleine Erfolge zu freuen.

Zugleich gibt es auch zahlreiche Chancen, um Veränderungen anzustoßen. Mitstreiter:innen beispielsweise in Arbeitsgemeinschaften erweisen sich als hilfreich, denn es braucht einen Ort, an dem Veränderung auf den Weg gebracht werden kann. Es geht schließlich nicht ohne Schulleitungen, Verbündete und externe Partner:innen. Besonders Kleingruppen erweisen sich häufig als produktiv. Nützlich ist auch das Formulieren konkreter Ziele, idealerweise in schriftlicher Form. So kann auch dem Problem der Fluktuation begegnet werden. Beachtet werden muss dabei, dass Schulentwicklung Zeit braucht und in eher kleinen Schritten funktioniert. Es gilt ferner, an vorhandene Strukturen anzudocken, um Doppelstrukturen zu verhindern und Ressourcen zu bündeln. Tipps von Elverich lauten darüber hinaus, Zuständigkeiten klar zu benennen und regelmäßige Zwischenbilanzen zu ziehen.

Angeregt wurde darüber hinaus, externe Expertise zu nutzen, um Prozesse unabhängig zu begleiten, zu steuern und Qualität sicherzustellen. Idealerweise übernimmt diese Prozesssteuerung jemand ohne eigene Interessen. Dafür braucht es jedoch Drittmittel. Wichtige Kompetenzen auf dem Weg zu Veränderung sind etwa Frustrationstoleranz, Konfliktfähigkeit und ein langer Atem.

Nach einer Partnerarbeit, in der jeweils in Breakout-Sessions über aktuelle Veränderungswünsche, die eigenen Bemühungen, Herausforderungen und mögliche Lösungen gesprochen wurde. Daran anschließend kam die Gruppe wieder im Plenum zusammen und zahlreiche Fälle wurden gemeinsam diskutiert. Besprochen wurde der Umgang mit Hakenkreuzschmierereien, rassistischen Beleidigungen, Hitlergrüßen, völkischen Siedler:innen, Gewalt androhenden Online-Posts, Diskriminierung oder mit einem Generationenwechsel im Lehrpersonal. Dabei zeigte sich, wie unterschiedlich die aktuellen Herausforderungen an den unterschiedlichen Schulen sind. Während die Schulleitung an manchen Schulen hinter den Vorhaben des Personals steht, ist das an anderen Schulen kaum der Fall oder gar nicht möglich. Es zeigte sich jedoch im Laufe der Diskussion auch, dass zentrale Herausforderungen nicht nur in der Kommunikation mit der Schulleitung bestehen, sondern auch unter Kolleg:innen.

Insgesamt ergab sich ein produktiver und reger Austausch. Wir freuen uns, diesen Ende November in Präsenz fortzuführen.